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Mit offenen Augen in Trieste

„They think we are not people, they think we came out of water.“


Mit offenen Augen konnten wir uns heute davon überzeugen, dass entgegen der Behauptungen lokaler Medien und Autoritäten nach wie vor mindestens 200 Menschen in den Silos von Triesteunter den unwürdigsten Bedingungen leben. Die Menschen die wir trafen stammen hauptsächlich aus Pakistan und Afghanistan und haben Monate bis Jahre der Flucht hinter sich. Viele sind Opfer des Dublin-Verfahrens und Rücknahmeabkommens mit Afghanistan und wurden aus Deutschland und Großbritannien deportiert. Manche haben so bereits eine zweite Flucht aus ihrer Heimat hinter sich. Die gesundheitliche Lage ist prekär. Selbst bei offensichtlichen Notfällen wird keine medizinische Hilfe durch die offiziellen Behörden gewährleistet. Die improvisierten Zelte sind weder wind- noch wasserfest. Bis zu sechs Männer „wohnen“ so auf ungefähr 9qm. Und während die Temperaturen fallen, steigt die Nervosität. Wir konnten viele, aber bei weitem nicht Alle, mit Winterkleidung und Schuhen versorgen. Anscheinend gibt es keine lokale Solidarität von italienischer Seite und die Geflüchteten beklagen den offenen Rassismus, sei es durch Anwohner*Innen, Behörden oder sogar durch karitative Organisationen. So serviere die Caritas beispielsweise Schweinefleisch an die überwiegend muslimischen Asylsuchenden. Diese Menschen scheinen Vergessen.


Auf Grund des polizeilichen Drucks und der Illegalisierung des Ortes, wird davon abgeraten selbstständig dort hin zu fahren. Auf Wunsch können wir aber den nötigen Kontakt herstellen. Ernüchternd müssen wir feststellen, dass wir zwar punktuelle Hilfe leisten können, bei der strukturellen Ausgrenzung aber machtlos sind. Die Situation in Trieste zeigt exemplarisch die Konsequenzen der herrschenden Verhältnisse, in denen der Wert eines Menschen von seinem Nutzen abhängt.


Wir werden die nächsten Tage noch weitere Orte in Slowenien und Italien besuchen. Nach unseren Informationen ist die Situation in Trieste verglichen mit anderen Orten noch „gut“…

 
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