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«evakuieren jetzt» heisst auch...

Am 9. September 2020 brannte das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos vollständig nieder. Moria war einer der sogenannten Hotspots, die zusammen mit dem EU-Türkei-Deal zu den europäischen Massnahmen zählen, um flüchtende und migrierende Menschen an den Schengen-Aussengrenzen zu sammeln. Bereits vor dem Brand war das Lager hoffnungslos überfüllt und die Lebensbedingungen absolut unzumutbar – ungenügender Zugang zu Wasser oder medizinischer Versorgung waren und sind nur zwei offensichtliche Beispiele für die gravierenden Versorgungsmängel. Mit der Ausbreitung des Coronavirus im Frühjahr 2020 wurde auch der zivilgesellschaftliche Ruf nach Evakuierung der Lager auf den ägäischen Inseln laut.



Denn Corona und jetzt der Brand verdeutlichen die miserablen Bedingungen, denen die europäische Politik schutzsuchende Menschen aussetzt, und die damit verbundenen systematischen Menschenrechtsverletzungen. Statt die Menschen in Moria zu evakuieren und somit die Einhaltung der fundamentalsten Menschenrechte zu gewährleisten, setzt auch die Schweiz bisher auf «Hilfe vor Ort», das heisst: Auf die Unterstützung des Baus eines neuen Lagers. Zwar sagte der Delegierte des Bundes für humanitäre Hilfe, das neue Lager auf Lesbos sei nur als «Notlösung» für ein paar Monate akzeptabel, damit verkennt er aber, dass die unwürdigen Zustände in den Lagern der Schengen-Staaten gewollte Elemente einer Politik der Abschreckung sind.


...sichere Fluchtwege für alle fordern


Dies bestätigt sich auch mit dem Blick auf die Situation in den Ländern entlang der sogenannten Balkanroute. Am 8. Oktober 2020 sprach der Vertreter der UN- Organisation für Migration (IOM) in Bosnien gegenüber der Deutschen Welle von einer drohenden «humanitären Katastrophe», wenn nicht bis Ende Oktober die Versorgung aller Geflüchteten organisiert werden konnte, die ausserhalb der bestehenden Lagerstrukturen leben: Z.B. gehen Schätzungen davon aus, dass sich 2000 bis 3000 Menschen in den Wäldern Bosniens durchzuschlagen versuchen. Da legale und sichere Fluchtrouten fehlen, sind tausende Menschen gezwungen, die Grenzen illegal zu überqueren, um in europäischen Staaten internationalen Schutz zu beantragen. Das Border Violence Monitoring Network (BVMN), eine Kooperation verschiedener NGOs, dokumentiert hierbei brutale Push Backs, d.h. gewaltsame Rückschiebungen etwa durch die kroatische oder serbische (Grenz)Polizei zurück in das Land, aus dem sie gekommen sind, ohne Möglichkeit ein Asylgesuch zu stellen.


Lager wie Moria und die Gewalt an den Schengen-Aussengrenzen sind Katastrophen mit Ansage. Sie sind Ergebnis einer politischen Strategie. Und so wichtig die sofortige Evakuierung aller Menschen von der griechischen Insel Lesbos ist, das Wiederaufbauen des neuen Lagers Moria 2.0 zeigt, dass sich we- der die Zustände verbessern wer- den noch die systematische Gewalt enden wird, wenn nicht an der dem Lager zugrundeliegenden Politik etwas geändert wird.


Detaillierte Berichte und Angaben zu Push-Backs und zur Situation auf der Balkanroute auf der Homepage des Border Violence Monitoring Network.


all Fotos by Maria Feck

 

Spendenaufruf


Die NGO «NoNameKitchen» ist insbesondere in Serbien und Bosnien aktiv und unterstützt Menschen auf der Flucht mit der Verteilung von Lebensmitteln, Kleidern, Zelten und Verbandsmaterial. Nun steht der Winter vor der Türe, weshalb die NoNameKitchen einen dringenden Spendenaufruf veröffentlicht hat. Es braucht sowohl Sachspenden (Kleider, Decken, Schlafsäcke, Zelte und Erste Hilfe-Sets) als auch Geldspenden. Beides nimmt OpenEyes entgegen und leitet es an die Aktiv- ist*innen der NoNameKitchen weiter (bitte keine Lebensmittel).


Spenden für das Winterprojekt der «NoNameKitchen» an:


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